Melsbach

Veröffentlicht am 12.08.2008 in Kommunales

Mehr Marktplatz als Parkplatz

Seit Monaten "ruht" das Projekt "Supermarkt Melsbach" zumindest in der Öffentlichkeit und in den Gremien. Hinter den Kulissen wird sicher eifrig daran weiter gearbeitet. Längst ist es Zeit, die Bevölkerung über die aktuelle Planungen und Gestaltungen zu informieren. Aber selbst im Rat gibt es keine Unterlagen.

Lediglich Präsentationen, per Beamer an die Wand geworfen, bekamen die Räte im Juni in nichtöffentlicher Sitzung zu sehen. Zu wenig für ein Projekt in so zentraler Innenstadtlage, was erhebliche Veränderungen mit sich bringen wird.

Bekannt wurde, dass Aldi eine Absage erteilt hat, aber Investor Milferstedt weiter mit zwei Märkten plant. Gestalterische sollen die Fassaden in der Pfaffengasse aufgewertet werden. Es ist sicher kein architektonischer Quantensprung, der dazu notwendig ist. Der Gestaltungswille darf nicht an diesen Fassaden enden. Immer noch ist das bisher bekannte nach m.M. nicht ausreichend, um einem solchen Projekt die Zustimmung zu geben. Die besondere zentrale Lage erfordert weitere gestalterische Anstrengungen, um eine dauerhaft vertretbares sowie kur- und tourismusgerechtes Gesamt(stadt)bild auch in diesem Teil der Innenstadt zu erreichen.

Wenn jetzt bereits ein wesentliches Argument (Aldi als Innenstadtmagnet) wegfällt, lohnt es sich vielleicht über eine Teilung des Projektes nachzudenken. Möglicherweise könnte so die Chance erhalten bleiben, Investoreninteresse und städtebauliche Interessen besser zu kombinieren. Die Stadtmauer soll ja sowieso, zumindest als Rudiment, wieder neu entstehen. Sie könnte eine Abgrenzung zwischen einer neuen Supermarktfläche an der Poststraße und einem innenstadtgerechten nördlichen Teil darstellen. Idealerweise könnte so vielleicht das alte Industriegebäude sogar für eine neue Nutzung (Einzelhandel, Wohnen, Kultur) wiederentdeckt und erhalten bleiben, was in Verbindung mit der Kapelle sicher auch touristisch sehr reizvoll sein kann, insbesondere da beide Gebäude zur Sobernheimer Geschichte gehören. Trotzdem könnte in diesem Bereich genügend Innenstadtparkfläche entstehen, die dann jedoch den Charakter eines würdigen Innenstadtplatzes bietet müsste, vielleicht ähnlich den bestehenden Parkplätzen auf dem Marktplatz, also mehr Marktplatz als Parkplatz. Auch an Sonntagen und außerhalb von Geschäftszeiten sollte die Innenstadt den Charme und Charakter zeigen, der sich bereits in unmittelbarer Nähe am Marktplatz mit den anliegenden Gebäuden und Geschäften entwickelt hat.

Harald Groh